Geistlichere Struktur

Heute konnte ich mir das kleine Stundenbuch abholen, das ich mir bestellt hatte. Ich will das Stundengebet in meinen Alltag integrieren, oder es zumindest versuchen. Ich bin gespannt, ob ich das wirklich hinkriege und das auch konsequent jeden Tag. Ich habe noch absolut keine Ahnung, wie man das macht… Aber ich bin gerade dabei, mich zu belesen. Manchmal komme ich mir schon zu übereifrig vor… Nichtsdestotrotz bekomme ich so vielleicht etwas mehr Struktur, geistliche Struktur, in meinen Tagesablauf.

Als ich heute in einer eigentlich sehr ruhigen Kirche, die so gut wie nie von Touristen überfallen wird, meinen Rosenkranz betete (ganz allein in der riesigen, barocken Basilika, wuha!), gab es wohl Orgelunterricht oder so. Mitten im Gebet erklang die Orgel. Erst einzelne Töne, dann irgendwann die Melodie von einem Kinderlied und dann einfach Tonleitern. Es klang eigentlich sogar sehr schön und ließ alles irgendwie sehr unwirklich erscheinen, als ich dann fertig war mit dem Rosenkranz und einfach den Blick über die über-üppigen barocken Figuren und Verzierungen gleiten ließ. Zwar störten die Erklärungen zwischendrin ein wenig, aber insgesamt fand ichs sogar entspannend.

Absolute Unwissenheit

…ist wohl der passendste Begriff. Die Liturgie der Kirche ist mir so wahnsinnig fremd und neu, ich kann kaum glauben, dass ich diesem Glauben angehöre. Welch Wortwitz, btw.

Ich wurschtele mich nun schon seit Tagen da hindurch und sehe noch immer nicht ganz klar. Und es tun sich immer neue Fragen auf.

Heute war ich beichten. Nach über einem Jahr das zweite Mal in meinem Leben. Natürlich hab ich mich nicht wohl gefühlt. Und auch nicht sonderlich befreit danach. Für das, was ich gebeichtet hatte, fand ich die Buße, die mir auferlegt wurde, sogar viel zu wenig. Nunja, aber was solls. Nach dem Verrichten der Buße wollte ich, wie fast jeden Tag, den Rosenkranz beten. Ich war aber nicht in der Kirche, in der ich sonst meist dazu bin. In der Kirche heute gab es im Seitenschiff eine Art kleine Kapelle, die als “Eucharistische Anbetung” ausgeschildert war. Ich stand vor diesem Schild und der Kapelle und fragte mich erstmal, was das überhaupt auf Deutsch heißt… Nicht einmal das weiß ich! Ich hätte mich am liebsten in eine der Bänke gekniet und dort meinen Rosenkranz gebetet, habe mich aber nicht getraut, weil ich nicht wusste, ob das überhaupt richtig wäre. Also hab ich mich doch lieber ins Hauptschiff gesetzt dazu. Ich hätte mich auch gekniet, aber eine halbe Stunde knien macht mein Knie nicht mit auf nicht-gepolsterten Bänken. >_>

Entdeckungsreise

Der Herr hat mich auf eine Entdeckungsreise geschickt. Der Weg zu ihm ist wirklich eine Entdeckungsreise. Ich entdecke ihn und den Glauben neu. Da gibt es so viele Dinge, über die ich bisher rein gar nichts gewusst habe, nicht einmal, dass sie existieren. Allein die ganzen Riten und die Liturgie der Kirche! Man lernt es auch einfach nicht. Niemand erzählt einem etwas darüber. Nicht im Religionsunterricht, nicht im Kommunionsunterricht und auch nicht im Firmunterricht. Meine Familie auch nicht, da sie nicht religiös geprägt ist. Ich bin leider nicht religiös erzogen worden.

Ich würde am liebsten den ganzen Tag ununterbrochen beten. Aber ich weiß nicht genau, wie. Außerdem würde ich meine weltlichen Pflichten vernachlässigen. Dennoch beschäftige ich mich mit der Kirche. Ich möchte tiefer eintauchen in diese Riten und Gebetsformen, möchte tiefer in das Geheimnis des Glaubens eintauchen und es verstehen. Mit dem Herzen verstehen. Ebenso die Bibel. Ich lese sie zum ersten Mal und sehe sie mit ganz anderen Augen als früher noch.

Es ist, als hätte sich ein schwerer Schleier von meiner Wahrnehmung hinweggehoben. Oder sagen wir lieber: Gott hat diesen Schleier gelüftet, ihn entfernt und gesagt: “Sieh! Sieh hin, ich bin da. Ich will dir nur Gutes, du musst mir nur folgen, wenn du willst. Aber sieh hin, sieh richtig hin und verstehe.”